26.06.20

Neue IHK-Blitzumfrage für Lippe - Stabilität und leichter Aufschwung: Talsohle durchschritten?!

Neue IHK-Blitzumfrage für Lippe

Stabilität und leichter Aufschwung: Talsohle durchschritten?!

Unterschiedlichste Lockerungen ermöglichen, dass die Wirtschaft auch in Lippe wieder langsam ins Rollen kommt – wenn auch nicht in allen Branchen gleichermaßen. Die Ergebnisse der aktuellen, repräsentativen Blitzumfrage der IHK Lippe zu Detmold (IHK Lippe) zeigen aber auch, dass das Anfahren auf wackeligen Beinen steht und die nächsten Wochen entscheiden werden. Nach wie vor beklagen ca. 62 Prozent aller Unternehmen weniger Nachfrage, 43,5 Prozent müssen mit Auftragsstornierungen wirtschaften. Diese Zahlen haben sich im Vergleich zur letzten IHK-Umfrage Anfang Mai weder verbessert noch verschlechtert. Ein grundsätzliches Problem vieler Unternehmen bleibt dabei aber weiterhin die sehr geringe Binnennachfrage. Glücklicherweise herrscht aber „nur noch“ bei knapp über 20 Prozent der antwortenden lippischen Unternehmen weitestgehender Stillstand, im Vergleich zu einem Drittel Anfang Mai. An der aktuellen Umfrage nahmen diesmal 248 Unternehmen aus Lippe teil.
„Die schnell angelaufenen Maßnahmen der Politik scheinen Schlimmeres verhindert zu haben. Wenn 40 Prozent der Unternehmen auf Kurzarbeitergeld, 42,3 Prozent auf Soforthilfen bzw. Überbrückungen und 31 Prozent auf mögliche Steuerstundungen als direkte Maßnahmen setzen, bedeutet das konkrete Hilfe die angenommen wird“, fasst Axel Martens, Hauptgeschäftsführer der IHK Lippe, die Frage nach den ergriffenen unternehmerischen Maßnahmen zusammen. „Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass inzwischen über 80 Prozent der lippischen Unternehmen mit Umsatzeinbußen für 2020 zwischen 10 Prozent und mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rechnen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Mai noch leicht erhöht – ein Beleg dafür, dass die Pandemie unsere Volkswirtschaft eben nicht nur kurz auf Pause gedrückt hat“, so Martens weiter.
Während inzwischen 13 Prozent bereits wieder auf dem Vorjahresniveau arbeiten, rechen fast 50 Prozent der Unternehmen erst mit einer Rückkehr zur Normalität im Laufe des nächsten Jahres - 16,5 Prozent der Betriebe gehen noch von einer Erholung im dritten und vierten Quartal 2020 aus. Problematisch ist aber, dass die Finanzierungssituation in vielen Unternehmen nach wie vor angespannt bleibt. 42,9 Prozent haben Liquiditätsengpässe und 53,9 Prozent der Unternehmen haben einen Rückgang im Eigenkapital. Besonders drastisch sind hier die Zahlen für das Gastgewerbe und die Reisebranche. „Diese Zahlen sind weitere Indizien dafür, dass es noch ein langer Weg zur Normalität wird“, so Martens. Er geht aber auch von eigenen unternehmerischen Anstrengungen aus um Wege aus der Krise zu finden. So stellen den Ergebnissen der Umfrage nach vier von zehn Unternehmen ihre Geschäftskonzepte um und fokussieren sich auf neue Wege und Absatzmärkte. Zudem sind die Investitionen in Digitalisierung spürbar. Vereinzelt denken die Industrieunternehmen auch darüber nach, die Produktion zurückzuverlagern oder Wertschöpfungsketten und Lieferwege neu zu strukturieren. Der Großhandel intensiviert zudem die Suche nach neuen Lieferanten, vermehrt in Deutschland.
Ein leichter Lichtblick aus dem Mai verstärkt sich im Juni ebenfalls. Die Ergebnisse legen nahe, dass die lippischen Unternehmen keine Entlassungen und Personalabbau im großen Stil planen. 73 Prozent der Unternehmen geben eine gleichbleibende Situation an, jedes zwanzigste Unternehmen plant sogar mit zusätzlichen Stellen.
Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Situation in Lippe rückt die Umfrage aber auch die Lage in einzelnen Branchen in das Scheinwerferlicht. Hier differenziert sich das Bild. „Sorgenkinder“ bleiben erwartbar die Hotel- und Gastronomiebranche sowie die Veranstaltungs- und Messebaubranche. Fast 100 Prozent dieser Betriebe rechnen mit einer schlechteren Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten und auch die aktuelle Lage wird eindeutig negativ eingeschätzt. In diesen beiden Branchen bangen sehr viele Unternehmen in Lippe eindeutig um ihre Existenzen. Der Einzelhandel revitalisiere sich aber bereits teilweise. Die erhoffte Belebung aus der letzten Umfrage kommt langsam an. Drei von vier antwortenden Unternehmen gehen von einer besseren Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten aus. Die lippische Industrie gibt dann ein hoffnungsvolles Bild ab. 82 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer gleichen oder besseren Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Auffällig ist hier die positive Grundstimmung, nachdem in den Umfragen zuvor eher pessimistische Töne aufgrund vieler Unsicherheiten, wie den unterbrochenen Lieferketten vorherrschten. Der Blick in die unterschiedlichsten Branchen offenbart also die ganze Bandbreite der Pandemie.
Abschließend fasst Martens die Ergebnisse der fünften IHK-Blitzumfrage seit Ausbruch der Corona-Pandemie als Beweis dafür zusammen, dass das komplette Ausmaß der Krise noch nicht absehbar sei und die wirtschaftliche Erholung zwar starte, aber auf wackeligen Beinen stehe. Jüngste Ereignisse aus lippischer Nachbarschaft zeigen zudem, dass Vorsicht im Umgang mit der Pandemie weiterhin gefragt sei um weitere, härtere Schocks für die wirtschaftliche Entwicklung zu verhindern. Es gehe deshalb auch darum, wichtige weitere Maßnahmen seitens Politik und Verwaltung zu ergreifen um Vertrauen in das öffentliche Leben zu steigern. Dies müsse nicht immer Geld kosten, würde aber ein positives Klima für die Wirtschaft erzeugen und ein Wiederanlaufen erleichtern. „Wir sind – Stand jetzt – im Großen und Ganzen auf dem richtigen Weg“, so Martens final.