19.11.2019

24. Gründertag 2019 - Vielfältige Tipps für eine erfolgreiche Selbstständigkeit

24. Gründertag 2019

Vielfältige Tipps für eine erfolgreiche Selbstständigkeit

Gründerinnen und Gründer sind das Lebenselixier der Marktwirtschaft“, definiert Thomas Rohde, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold, die Bedeutung von Gründungen. Sie halten mit neuen, pfiffigen Ideen und innovativen Produkten sowie Dienstleistungen die heimische Wirtschaft in Schwung. Sie sorgen für Arbeits- und Ausbildungsplätze von Morgen.  Gut 70 Personen folgten der Einladung des Gründungsnetzwerkes Lippe und informierten sich in der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK) zum Thema Gründung und Unternehmensnachfolge.
„Eine gute Idee allein reicht nicht. Es bedarf sorgfältiger Planung und guter Vorbereitung. Das haben die Besucher des 24. Gründertages beherzigt und rege die zwölf Fachvorträge besucht“, zieht Maria Klaas, Moderatorin des Gründungsnetzwerkes, Bilanz.
GründungsCheck
Rohde forderte die angehenden Gründer auf, das einmalige Angebot des Gründungsnetzwerkes Lippe zu nutzen. Besonders hob er den GründungsChecks hervor: Jeder interessierte Gründer kann seinen Geschäftsplan einer Jury aus Mitgliedern des Netzwerkes präsentieren, die den Plan gründlich unter die Lupe nehmen. Sein persönlicher Tipp für den Erfolg: „Sie müssen für Ihre Idee brennen, risikobereit und durchsetzungsstark sein.“  Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe (HWK) lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher auf das wichtige Thema der Unternehmensnachfolge. Er ist fest davon überzeugt, das Motivation Durchhaltevermögen und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen wichtige Parameter auf dem Weg zum Erfolg sind. Der Abteilungsdirektor der Bezirksregierung Detmold, Jens Kronsbein, ergänzte, dass der Staat die rechtlichen Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit schafft. Darüber hinaus unterstützt das Land NRW durch diverse Förderprogramme. Auf dem Weg zur stärkeren Digitalisierung wurde das Gewerbe-Service-Portal geschaffen, mit dem eine Gewerbeanmeldung „vom Sofa“ aus möglich ist. Kronsbein’s Rat: „Nutzen Sie die Kammern als erste Anlaufstellen für Ihre persönliche Beratung.“
Die drei Redner sind sich einig in der Bedeutung von Netzwerken wie Innungen, Wirtschaftsjunioren und Jungunternehmertreffen. Dort kann jeder von den Erfahrungen anderer Unternehmer profitieren.
Unter Moderation von Thorsten Brinkmann, Prokurist der GILDE GmbH und Mitglied im Gründungsnetzwerk berichteten drei Jungunternehmer über ihren Weg in die Selbstständigkeit.
Heute für morgen denken
Eigentlich wollte Alexej Degraf dem Beton Werk Greste in Leopoldshöhe ein Produkt verkaufen. Am Ende kaufte er das Unternehmen und ist seit dem Januar dieses Jahres selbstständig.
Der Bauingenieur hat das überraschende Angebot zunächst im Kreis seiner Familie diskutiert und abgewogen, bevor er nach einigen schlaflosen Nächten zugesagt hat. Seine Frau, die ebenfalls vom Fach ist, unterstützt ihn aktiv im Unternehmen. Wichtige Ratschläge erhält er von den Altgesellschaftern. „Man muss voll und ganz hinter der eigenen Idee stehen. Alles ändert sich, wenn man „Chef“ ist“, erklärt Degraf. Gehalts- und Urlaubsverzicht, mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten, berichtet er aus seiner Gründungserfahrung. Wichtig sei eine hervorragende Planung, ergänzt der Chef von rund 20 Mitarbeiter*innen. Als Vorbereitung auf die Selbstständigkeit hat der den GründungsCheck durchlaufen.
Lebenslanges Lernen
Irina Kiesel hatte nach dem Studium der Informationstechnik mehrere Jahre in der Softwarentwicklung und danach im Vertrieb gearbeitet als sie sich für einen Neuanfang entschied. Sie gründete ein eigenes Unternehmen, aber nicht in der IT-Branche. Sie entschied sich für einen kompletten Neustart einschließlich Ausbildung und Studium. Als Betriebswirtin für zahnärztliche Abrechnungen startete sie 2016 zunächst in München mit dem zahnärztlichen Abrechnungsdienst. Der Einstieg bei Null war schwer. Heute ist sie in Lemgo ansässig. Ihr Kundenstamm konnte sie „mitnehmen“ und durch Empfehlungen weiter ausbauen.
Für sie war entscheidend, dass sie das Risiko der Selbstständigkeit abschätzen konnte. Sie rät den angehenden Gründern, sich durch Hindernisse und Rückschläge nicht vom Weg abbringen zu lassen. Geduld und Durchhaltevermögen seien wichtige Eigenschaften und auch der Rückhalt, den sie durch ihren Ehemann erfährt, machen sie stark für die Herausforderungen. Kiesel ist sich sicher, dass lebenslanges Lernen die Basis für den geschäftlichen Erfolg bildet.
Selbst bestimmt handeln
Der Einstiegstest im Rahmen der Berufsorientierung in der allgemeinbildenden Schule hatte zum Ergebnis, dass Carsten Sturm die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker wählen sollte. Er entschied sich aber anders und erlernte zunächst den Beruf des „Elektrikers“. Gesundheitsbedingt musste er umschulen. Da erinnerte er sich an den Eignungstest und absolvierte ein Praktikum in dieser Branche. Der Beruf hat ihm gefallen. Nach der Ausbildung sowie einigen Gesellenjahren legte er 2013 die Meisterprüfung ab. Als Filialleiter trug er danach eine hohe Verantwortung, aber es fehlte das selbst bestimmte Handeln in sämtlichen Geschäftsbereichen. Deshalb prüfte Sturm wie er seine Zukunft gestalten sollte. Übrig blieb nach intensiven Diskussionen mit seiner Frau die Selbstständigkeit. Durch Zufall fand er das Ladenlokal in Bad Salzuflen in dem er seit Mai 2018 tätig ist. Er ist jeden Morgen stolz, wenn er sein Geschäft betritt. „Stück für Stück“ hat er seine Gründung vorbereitet. Alles konnte er wie geplant umsetzen. Seine Kunden gewinnt Sturm durch Zeitungsanzeigen und Mund-zu-Mund-Propaganda. Den an der Selbstständigkeit interessierten empfiehlt der Jungunternehmer einen „gesunden Respekt vor der Selbstständigkeit, aber keine Angst zu haben.“ „Stellen Sie Fragen und hinterfragen Sie auch kleine Details. Schreiben Sie jeden Gedanken auf. Später können Sie alles strukturieren.“
Das Gründungsnetzwerk Lippe ist der Zusammenschluss aller Institutionen und Organisationen, die sich in Lippe mit der kostenlosen Beratung von Gründer*innen beschäftigen. Ziel der 20 Kooperationspartner ist nicht nur die intensive, persönliche Beratung von Gründern, sondern auch die Unterstützung bestehender junger Unternehmen. Sämtliche Angebote sind kostenfrei. Weitere Informationen unter www.gruenden-in-lippe.de.