12.05.2021

Konjunktur in Lippe: Herausforderungen für die lippische Wirtschaft bleiben

IHK: Konjunktur in Lippe

Herausforderungen für die lippische Wirtschaft bleiben

Der Konjunkturklimaindikator der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) ist um 3,5 auf 107,9 Punkte nach oben geklettert. Er liegt damit über dem Vorkrisenniveau vom Winter 2019.
Die Klimaverbesserung ist fast in der gesamten lippischen Wirtschaft zu erkennen. „Das unterstreicht das große Potenzial für eine konjunkturelle Erholung, sobald die Pandemie erfolgreich eingedämmt ist. Es sind Vorschusslorbeeren für den Aufschwung“, interpretiert IHK Präsident Volker Steinbach die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage.
Der Indikator setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die sich im Frühjahr dieses Jahres gegenteilig entwickelt haben: Während die Beurteilung der aktuellen Lage in der heimischen Wirtschaft einen leichten Dämpfer erfahren hat, haben sich die Erwartungen erstmals seit Ausbruch der Pandemie nach oben bewegt.
333 Unternehmen mit rund 20.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben sich an der Umfrage beteiligt. Erstmals wurde auch das Gastgewerbe in die Umfrage einbezogen. Eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit der Vergangenheit ist daher nur eingeschränkt möglich.
Corona hat die lippische Wirtschaft weiter fest im Griff. In der Industrie zeichnet sich jedoch bereits jetzt eine gute Basis für eine Verbesserung ab, wenn denn die Rohstoffproblematik gelöst wird. Andere Branchen wie Handel, Gastgewerbe, Reise- und Veranstaltungswirtschaft haben weiter schwer zu kämpfen. Sie bewegen sich auf dünnem Eis, dass in Abhängigkeit von Öffnungsperspektiven zu brechen droht. Diese Branchen sind nicht nur auf die Fortführung, sondern auf die Erweiterung der staatlichen Hilfen angewiesen.
Fast vier von zehn Unternehmen bezeichnen die gegenwärtige Geschäftslage als gut, das sind etwas mehr als zur Jahreswende. Demgegenüber sind fast drei von zehn Unternehmen (Jahreswende: zwei von zehn) wegen logistischer Engpässe bzw. fehlender Waren und Dienstleistungen unzufrieden.
Der Auftragseingang hat sich weiter verbessert. Mittlerweile melden 44,9 Prozent der Unternehmen gestiegene Auftragsbestände (Jahreswende: 30,4 Prozent). Der Anteil derjenige, die einen Auftragsrückgang beklagen, ist von 45,4 auf 27,5 Prozent stark gesunken. Die Kapazitätsauslastung liegt bei der Mehrzahl der Unternehmen wieder bei über 85 Prozent. Nur noch ein Sechstel (Jahreswende: ein Fünftel) informiert über eine unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung.
Angesichts der großen Unsicherheit bezüglich des weiteren Pandemie Verlaufes und den damit verbundenen Beschränkungen besteht wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung. Die Unternehmen bleiben daher zurückhaltend in ihren Einschätzungen: Gut die Hälfte der Antwortenden erwartet in den nächsten Monaten eine gleichbleibende Entwicklung. Wie in der Vorumfrage sind fast drei von zehn Unternehmen zuversichtlich, dass sich die Konjunktur belebt und die Umsätze steigen werden. Ein Fünftel (Jahreswende: ein Drittel) beurteilt die Entwicklung pessimistisch. Fast jedes zehnte Unternehmen befürchtet, dass sich der Umsatz Corona bedingt, mehr als halbieren wird.
Die größten Risiken für die konjunkturelle Entwicklung werden neben der Entwicklung der Inlandsnachfrage in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesehen. Insbesondere klagen die Unternehmen über die Corona Politik und die ausufernde Bürokratie mit zunehmenden Regulierungen und Kontrollen. Sie befürchten darüber hinaus, dass die Steuer- und Abgabenlast weiter steigen und die Lohnnebenkosten anziehen werden. Aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen bzw. deren Preise sowie die Kosten der Energiewende gewinnen an Bedeutung. Neu hinzu gekommen ist wieder die Herausforderung, den Fachkräftebedarf zu decken.  Chancen bieten Produktinnovationen mit denen gezielt neue Kunden im In- und Ausland gewonnen werden sollen.
Die Corona Pandemie hat zur Folge, dass sich das Eigenkapital bei den heimischen Unternehmen reduziert hat und erhebliche Liquiditätsengpässe auftreten. Die Belastung durch Fremdkapital steigt weiter an, weil immer mehr Betriebe zur Beseitigung dieser Engpässe zusätzliche Kredite aufnehmen müssen. Fünf Prozent der Antwortenden droht die Insolvenz.
Zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen der Corona Pandemie hat fast jedes zweite Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Jedes vierte Unternehmen hat staatliche finanzielle Unterstützungsmaßnahmen beantragt. Ebenso viele Betriebe haben fest eingeplante Investitionen verschoben oder auf Dauer gestrichen. Hinzu kommen weiter sinkende Gewinnerwartungen. Das hat zur Folge, dass die Investitionsneigung verhalten bleibt. Drei von zehn Unternehmen wollen ihre Investitionsbudgets jedoch ausweiten, vornehmlich um Produktinnovationen zu realisieren und Kapazitäten auszuweiten. Ebenso viele wollen ihre Investitionspläne einschränken.
Dank der massiven Inanspruchnahme der Kurzarbeiterregelungen haben die heimischen Unternehmen den Mitarbeiterstab überwiegend konstant gehalten. Daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Vom Kurzarbeitergeld haben aber nicht nur die Branchen profitiert, die im Lockdown waren, sondern auch die Industrieunternehmen, die wegen Rohstoffmangel und logistischer Engpässe die Produktion stoppen mussten. Erfreulicherweise steigt der Anteil derjenigen, die Neueinstellung planen, wieder an. Der Anteil derjenige, die den Personalbestand reduzieren wollen, sinkt kontinuierlich.