IHK initiiert Wirtschaftsdialog in Oerlinghausen: Kaum Wirtschaftsflächen vor Ort

Etwa 30 Unternehmerinnen und Unternehmer trafen sich kürzlich live zu einem Meinungsaustausch im Niklas-Luhmann-Gymnasium in Oerlinghausen. Die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hatte zum „Kommunalen Wirtschaftsgespräch“ eingeladen. Den Fragen der Unternehmen stellte sich Bürgermeister Dirk Becker. Zentrale Themen des Abends waren die Verkehrssituation entlang der Hauptstraße, die Personalgewinnung in den Unternehmen sowie der Umgang mit den knappen Gewerbeflächen in Oerlinghausen.

Verfügbare und topografisch günstige Flächen für die Wirtschaft sind in Oerlinghausen seit jeher ein rares Gut. „Eine zusammenhängende ebene Fläche in der Stadt zu finden, ist für die Unternehmen eine echte Herausforderung“, so Dirk Becker. Aber nicht nur die Topografie, auch der Naturschutz und die Eigentumsverhältnisse schränkten die Suche nach geeigneten Wirtschaftsflächen erheblich ein. Auch langjährige Bemühungen der Stadt um eine Kooperation mit der Nachbarkommune Leopoldshöhe hätten bis jetzt nicht zum Erfolg geführt, berichtete Becker. Er ergänzte, dass entgegenstehende landwirtschaftliche Interessen und die Überlagerungen mit dem Gewässerschutz bisher die Ausweisung einer interkommunalen Wirtschaftsfläche verhinderten. „Wir werden aber die Gespräche mit der Gemeinde Leopoldshöhe intensivieren, um mittelfristig eine Gewerbefläche in Kooperation zu entwickeln“, zeigt sich Becker zuversichtlich.

Eine weitere Thematik, die die Stadt schon länger beschäftigt, ist die Verkehrsführung entlang der Hauptstraße. Vor Ort treffen vielfältige Bedürfnisse auf engstem Raum aufeinander. Fußgänger bahnen sich neben dem motorisierten Individualverkehr und dem ruhenden Verkehr ihren Weg. Auch eine Buslinie verläuft durch die Straße und bindet das Zentrum Oerlinghausen an den örtlichen Bahnhof an. Die anwesenden Unternehmen wünschten sich hier zusätzlichen Parkraum sowie eine höhere Aufenthaltsqualität, etwa durch eine Außengastronomie an einer besonders schmalen Stelle der Hauptstraße. Beidem könne, so Becker, leider nicht entsprochen werden. Er verwies diesbezüglich auf die Fortschreibung des Innenstadtkonzeptes Oerlinghausen. Das unter breiter Bürgerbeteiligung erarbeitete Konzept sei fast fertiggestellt und solle noch in diesem Herbst vom Rat verabschiedet werden.

Auch die Personalgewinnung ist aktuell ein brennendes Thema für die Unternehmen. So sei es immer schwieriger Fach- und Hilfskräfte zu finden. IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Martens empfahl den Unternehmen diesbezüglich, sich stärker in der Berufsorientierung zu engagieren: „Ein wichtiger Aspekt, um künftiges Personal zu gewinnen besteht darin, Jugendliche möglichst früh einzubinden, Ihnen Kontakte mit den potenziellen Arbeitgebern zu verschaffen und verschiedene Berufsfelder erkunden zu lassen“. Martens verwies auf das Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ der NRW-Landesregierung, welches die IHK Lippe aktiv unterstützt: „Durch eintägige Praktika in den Betrieben können Schüler:innen ab der achten Klasse in verschiedene Berufe hineinschnuppern.“ Auf diese Weise solle nicht nur der Übergang Schule-Beruf erleichtert, sondern auch verhindert werden, dass junge Menschen die Schule ohne Anschlussperspektive verließen.